Dr. Armand Hausmann – Ihr Psychiater in Innsbruck
Bipolar Affektive Störungen im Kindes- und Jugendalter
Publikationen (Erstautor oder Mitautor) von Univ.-Prof. Dr. Armand Hausmann
Der Beginn einer bipolar affektiven Störung vor dem 10. Lebensjahr ist selten. Das Erstmanifestationsalter dieser Erkrankung liegt zumeist zwischen dem 15. und 30. Lebensjahr. Kinder aus Familien, in denen eine bipolare Erkrankung bereits aufgetreten ist, besitzen ein 5-fach erhöhtes Risiko, selbst an einer bipolaren Störung zu erkranken. Daher ist eine ausführliche Familienanamnese für die Beurteilung von fraglich manischen oder depressiven Symptomen bei Kindern und Jugendlichen immer von großer Bedeutung. Grundsätzlich gelten für alle Altersgruppen die selben Diagnosekriterien nach ICD 10. Durch die unterschiedliche Sympto matik bei Kindern und Jugendlichen ist aber eine frühe Diagnosestellung oft erheblich schwieriger als im Erwachsenenalter. Vor dem 10. Lebensjahr sind manische Episoden meist durch eine gesteigerte Akti vität, risikofreudiges Verhalten und eine erhöhte emotionale Labilität gekennzeichnet. Bei Jugendlichen stehen hingegen eher Verhaltensauf fälligkeiten mit asozialem Verhalten und Drogenkonsum im Vordergrund. Typische Fehldiagnosen wie hyperkinetische Störungen oder eine Störung des Sozialverhaltens bei Kindern und Jugendlichen kommen daher immer wieder vor. Erschwerend kommt hin zu, dass beide Differentialdiagnosen in bis zu 90 % auch gemeinsam mit einer bipolaren Erkrankung auftreten können. Weiters treten häufiger als bei Erwachsenen psychotische Symptome auf. Die Stimmung ist meist eher gereizt als deutlich eupho risch oder depressiv. Im Unterschied zu Erwachsenen kommen auch kaum symptomfreie Intervalle vor und häufig ist mit einem raschen Wechsel zwischen „Hochs“ und „Tiefs“ zu rechnen (rapid cycling). Entscheidend für die Prognose ist eine früh zeitige Diagnose und damit verbunden eine ehest mögliche spezifische Behandlung. Unerlässlich ist eine strukturelle (CCT oder MRI) und laborchemische Abklärung zum Ausschluss von endokrinen und hirnorganischen Erkrankungen. Neben psychotherapeutischen und psychoedukativen Methoden, immer unter Einbeziehung der Eltern bzw. der wichtigsten Bezugspersonen, ist die psychopharmakologische Behandlung ein wesentlicher Teil einer multimodalen Therapie. Die zur Verfügung stehenden Substanzen sind zum Teil seit Jahren im Einsatz und auch an jungen Menschen erprobt. Dazu zählen Stimmungsstabilisatoren wie Lithium, Valproinsäure und Carbamazepin, die neben ihrer akuten antimanischen Wirkung auch phasenprophylaktische Eigenschaften besitzen. Auch atypische Antipsychotika wie Risperidon, Olanzapin und Quetiapin gewinnen in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung. Der Einsatz von Antidepressiva sollte bei Kindern und Jugendlichen aufgrund fraglicher Wirkung und eventuell schwerwiegender Nebenwirkungen, wie z.B. der Verstärkung von Suizid gedanken nur mit größter Vorsicht erfolgen.
Autoren: Wolfgang Aichhorn, Christoph Stuppäck, Karl Kralovec, Kurosch Yazdi, Monika Aichhorn und Armand Hausmann