Dr. Armand Hausmann – Ihr Psychiater in Innsbruck
Sind Antipsychotika der zweiten und dritten Generation auch Phasenprophylaktika?
Publikationen (Erstautor oder Mitautor) von Univ.-Prof. Dr. Armand Hausmann
Hintergrund: Aufgrund der guten therapeutischen Wirkung war Lithium über 50 Jahre der Inbegriff eines Stimmungsstabi lisators. Die ersten Definitionen dieser Substanzklasse spiegelten den Versuch wider, eine neue Medikamentenkategorie mit stimmungsmodulierenden Eigenschaften zu bestimmen, welche weder Anti depressiva noch klassische Neuroleptika waren. Hintergrund dieser Bemühungen war das Wissen um die potentielle destabilisierende Wirkung der Antidepressiva, respektiv um die depressiogene Wirkung klassischer Neuroleptika. Berichte über die antimanische und antidepressive Wirkung des Clozapin waren die ersten über die bimodalen und potentiell stimmungs-stabilisierenden Eigenschaften der neueren Antipsychotika. Methoden: Um die Frage zu klären, ob neuere Antipsychotika bei bipolaren Erkrankungen in der Akutphase und/oder in der Prophylaxe mit Erfolg eingesetzt werden können, wurde Literatur verwendet welche mittels PubMed (Mesh-Database) im Internet unter den Stichworten antipsychotics, atypicals, bipolar disorder und moodstabilizer gefunden wurden. Durch Querreferenzierung sowie Konsultation neuerer Bücher zum Thema Bipolare Störung und Teilnahme an Expertenkonferenzen wurden die Daten ergänzt. Ergebnisse: Im Sinne eines Klassenphänomens sind neuere Antipsychotika als Monotherapie und besonders in Kombination mit Lithium oder Valproat akut antimanisch wirksam. Die antidepressive Wirkung wurde mit Ausnahme von Quetiapin und Olanzapin als sekundäres Outcome-Kriterium erhoben, sodass die Datenlage unterschiedlicher Qualität ist. Hier zeichnet sich eine substanzspezifische Wirksamkeit ab. Während Olanzapin und Risperidon eine niedere antidepressive Effekt stärke haben, ist diese bei Quetiapin hoch. Daten zur prophylaktischen Wirksamkeit gibt es nur für Olanzapin; dabei verhindert es, ähnlich wie Lithium, eher manische als depressive Rezidive. Schlussfolgerungen: Die strengen Kriterien eines Stimmungsstabi lisators scheinen die neueren Antipsychotika genau so wenig wie Lithium, Lamotrigin, Valproat oder Carbamazepin zu erfüllen. Neuere Antipsychotika scheinen jenen Substanzen zuordenbar zu sein, welche wie die meisten sogenannten Moodstabilizer teilweise stim mungsstabilisierende Wirkung zeigen, ohne aber im engeren Sinn selber ein SST zu sein. Diese Substanzen werden in Kombination mit anderen Substanzen Verwendung finden. Da es keinen universellen SST gibt, bleibt eine Monotherapie bei bipolaren Patienten wahrscheinlich auch in Zukunft eine Ausnahme. Eine Abwägung des Krankheitsverlaufs, des akuten Krankheitsbildes sowie die für jeden Patienten individuell durchzuführende Abwägung des Wirkung-Nebenwir kungs-Spektrums wird zur adäquaten pharmakologischen Therapie führen. Diese Therapie wird oft eine Kombinationstherapie sein.
Autoren: ARMAND HAUSMANN, ROBERT STRAUSS, ULRIKE WEISS , ANDREAS CONCA